Harraseiche.
Die Harraseiche war eine uralte, aufgrund ihres Alters und ihrer Größe als bedeutend einzustufende Eiche, welche an der Mundwiese gegenüber des Harrasfelsens stand. Sie verfiel jedoch zusehends und steht heute nicht mehr. Es wurde aber, angeblich aus ihrem Samen, eine neue Eiche in der Nähe gepflanzt, welche heute noch steht.
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Hier der aktuelle Text der Braunsdorfer Ortsgeschichtsschreibung:
Auf einem Plan von Lichtenwalde/Ortelsdorf von 1838 ist erstmalig der Standort der Harraseiche eingezeichnet. Damals wurde bereits von einem Alter von 500 Jahren ausgegangen. Man schreibt aber auch von der „tausendjährigen“ Eiche. Es wird in Manneshöhe von einem Umfang von 8,50 Metern (rechnerisch damit 2,7 Meter Durchmesser) und einem Durchmesser von 2 Metern (das sind rechnerisch 6,3 Meter Umfang) berichtet. Fünf oder gar sieben Männer waren nötig, um den Stamm zu umfassen. Man liest jedoch, zur Verwirrung aller, auch von einem Umfang von 7,5 Metern oder von 8 Metern. Von einer genauen Vermessung ist nichts überliefert. Die Krone habe 20,8 Meter Umfang gemessen und die Höhe wird mit 18,5 Meter angegeben.
Eichen sollen durchaus ein Alter von 800 Jahren erreichen, einzelne Exemplare auch darüber, man liest 1200 bis 1500 Jahre. Die Harraseiche könnte also durchaus schon ein Zeitgenosse des Ritters Dietrich von Harras gewesen sein. Aufgrund des auch fotografisch überlieferten Durchmessers ist ein solches Alter auch mit Sicherheit anzunehmen. Die Harraseiche reiht sich mit diesen Daten durchaus in die Liste der ältesten und mächtigsten Eichen Deutschlands ein.
Reschke beschreibt sie als „Perle des Zschopautals“ Das Innere des Stammes war im 19. Jahrhundert schon hohl und die Zweige starben zusehends ab. Auf der ersten künstlerischen Darstellung der Eiche ist der Beginn der Aushöhlung bereits auszumachen und in der Darstellung in der „Gartenlaube“ von 1870 ist die vollende Aushöhlung deutlich zu erkennen. Wohl schon vor 1897 versuchte man durch Ausmauern die Eiche zu stabilisieren. 1908 waren die Wipfel schon abgestorben und durch Blitzschlag beschädigt.
1948 stellte der Rat der Gemeinde im Kreisrat den Antrag, die Eiche fällen zu dürfen. Der Kreisbeauftragte Fickert und der Dresdner Gartenbaudirektor Schüttauf stimmten dem am 22. November nicht zu. Für das einmalige Naturdenkmal Sachsens bestünde keine Einsturzgefahr. Am Morgen des 13. Mai 1949, um 6:30 Uhr, wurde dem Bürgermeister mitgeteilt, die Harraseiche brennt. Sie brannte im Inneren bis in die oberen Äste. Dem Fällen der übrigen Baumreste wurde danach vom Rat des Kreises Flöha am 17. Juni 1949 stattgegeben. Am 21. Juli 1949 wurden dann sämtliche Baumteile entfernt, wovon ein Wurzelstück angeblich noch aufbewahrt werde.
Hans Funke schreibt in seiner Lichtenwalder Ortschronik, im Frühjahr 1950 habe an derselben Stelle bereits eine neue Eiche gestanden. 2005 veröffentlichte Herbert Haase jedoch den Bericht einer Augenzeugin, der Tochter von Oberforstwart Oskar Münch, dass ihr Vater 1951 anstelle der alten Eiche eine Ersatzeiche gepflanzt habe. Die neue Eiche sei ein Sämling der alten Harraseiche, welcher im väterlichen Vorgarten in der Lichtenwalder Talstraße herangezogen wurde. Es kam sogar die Geschichte auf, bei ihrer Neupflanzung wurde eine blechbeschlagene Kiste eingegraben – bis heute ward sie nicht gefunden.
1903 gab der damalige Ortsvorsteher Robert Rockstroh im Staatsarchiv Dresden an, „... dass lt. Stiftspfarrer Kühne von Ebersdorf (1885-1888) an der Harraseiche eine heidnische Opferstätte gewesen sei – der Fluß Zschopau, der Fels, der Wald, die Wiese ..., bei Nachgrabungen würden jedenfalls Rest gefunden werden.“ Auch vom letzten Grafen seien ähnliche Aussagen überliefert. Diese Informationen beziehen sich wahrscheinlich auf eine Mitteilung des Königlich-Sächsischen Altertums-Vereins im Jahre 1835: „Bei Lichtenwalde ward 1817 eine eherne Framea (Streitmeisel) unter einer Eiche ausgegraben.“ Sie könnte aus der Zeit des Bruderkrieges (um 1450), bei dem erst Frankenberg und dann Lichtenwalde zerstört wurden, stammen, so E. Weinhold im Jahre 1905. 200 Meter flussabwärts lag einst eine alte Zschopaufurt (Riesch genannt). Auch Schiffner erwähnte 1840, dass in Lichtenwalde 1817 „germanische Waffen“ gefunden wurden. Heiko Lorenz konnte jedoch im Jahr 2014 diese Thesen widerlegen und den Fund dem weiter nördlich gelegenen Neusorge bei Zschöppichen nahe Mittweida zuordnen. Die Jahrzehnte währende romantische Verklärung konnte solche „Fehlmeldungen“ damals begünstigen; aus dem „Neusorge bei Lichtenwalde“ wurde sodann der Fundort Lichtenwalde.
Das Areal um die Harraseiche war weitläufig bekannt und beliebt. Die erst wenige Jahrzehnte landwirtschaftlich genutzte Mundwiese war lange Zeit für Feierlichkeiten genutzt worden. Theodor Körner soll 1810 unter der Harraseiche sitzend seine Ballade vom Harras dem kühnen Springer gedichtet haben, so berichtet zumindest das „Frankenberger Tageblatt“. Zu Körners 50. Todestag am 26. August 1863 versammelten sich viele Frankenberger um zu Ehren des Dichters drei Meter neben dem Harrasdenkmal eine weitere Eiche zu pflanzen. Diese steht heute noch an ihrem Platze. Im Jahre 1921 soll ein Waldfest mit 6000 Besuchern auf der Mundwiese stattgefunden haben. Vom Felsen zum anderen Ufer hatte man Draht gespannt, an dem eine Figur alias Ritter Harras ins Wasser glitt.
Im Jahre 1924 wurde von einigen im Chemnitzer Raum ansässigen Freimaurern die Johannisloge „Harraseiche“ gegründet. Die Freimaurer sind eine international verbreitete Vereinigung die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt. Sie verehren Gott als „Großen Baumeister der ganzen Welt“. Wohl in Gedenken an den Ritter von Harras und die Legende in Theodor Körners Gedicht gaben sie sich den Namen „Harraseiche“ Nach einer nur kurzen Entwicklung, man zählte bald 56 Brüder, musste die Loge unter dem Druck der Nationalsozialisten am 13. April 1935 ihre Tore schließen. Nach 58 Jahren feierte man 1993 eine Reaktivierung und verzeichnete Ende der 1990er Jahre 27 Mitglieder.